Mittwoch, 24. Juni 2009

Festival I

Neulich war ich beim Festival, um Bier zu verkaufen. Ist an sich ein schöner Job, wenn man gerne Leute gleichermaßen schnell wie freundlich arm machen will. So verkaufte ich also des Freitagabends Bierchen zu den Editors, Franz Ferdinand und den Kings Of Leon, nachdem ich zu Johnossi und The Sounds ausgenüchtert war, während ringsum bis zu 50.000 Leute - nun ja: Bier tranken und es sich gut gehen ließen. Man lobte mich ob meiner Freundlichkeit in Superlativen (sic!), das Trinkgeld floss in unerwarteten Strömen. Freitagnacht wurde ich dann ob des von gar grässlichem Durst motivierten (bei gleichzeitigem Versiegen des Personalgetränkenachschubs) Abzapfens von ca. 150 ml Sprite heftigst angezählt. Und am Samstagmorgen entlassen (doppel-sic!). Bändchen behielt ich, Feierkameraden waren auch schnell gefunden und so wurde noch ein nettes und vergleichsweise günstiges Festival daraus. Auch wenn ich mir das anders vorgestellt habe - zehn Jahre Gastro, noch nie des Betrugs verdächtigt und dann wegen "Diebstahls" gefeuert. Das ist hart. Wenn man nicht geklaut hat.

Mittwoch, 17. Juni 2009

Ausgeben

Frau mittleren Alters steht plötzlich neben mir an der Kasse, die sich gerade weigert, sich wieder in Gang bringen zu lassen. Erklärt, sie würde gerne alles zahlen, da es sonst wieder nur Diskussionen gäbe (zwei weitere Mädels und ein Typ am Tisch, unterhalten sich über Urlaubsziele und ähnliches). Ok, "60,20 €" dann bitte. Legt mir 61 hin. (Das hat mir dann eine halbe Stunde des Nachdenkens eingebrockt, wie ich ihr diese unverschämten 80 Cent wiedergeben könne.)
Bestraft wurde das wie immer: Ich hab mich mit anderen Gästen angefreundet und etwas lauter über die Trinkgeldmanieren von manchen Gästen gelästert, vor allem die beiden Mädels waren da sehr gut hörbar. Der Deppentisch ließ es sich dann noch anderthalb weitere Stunden bei einem Glas Wein und einem kleinen Alster gutgehen (alle zusammen wohl gemerkt), und als es sich nun begab, dass man sich zum Zahlen entschloss, da stand die knickrige Schabracke triumphierend neben ihren Mädels, meinte, wenn das nun alles wäre (5,20 €), dann wäre das sicher ok, wenn sie alles zahlen würde und grinste sich eins. "Kassenfehler", an mich gerichtet, "kann man wohl nichts machen!", an ihre Leute gerichtet und spendierte mir nochmals an diesem Abend 80 Cent. Kurz wollte ich mit dem Taxi nach Hause fahren. Selten so gequält gelächelt. Mein einziger Trost: Sie merkt wahrscheinlich wirklich nicht viel oder es ist ihr egal und dann wiederum hat sie es aber auch mit Leuten ihrer geringen Kragenweite zu tun.
Ich wünsche es ihr.

Sonntag, 14. Juni 2009

Flens

Abends, zwei Jungs vor der Kneipe, der ein wartet, der andere fängt mit bestellen an:

"Ich hätte gerne ein großes Bier." -

"Dann gibts Flens!" -

"Dann nehm ich ein großes." -

"Oder Radeberger" -

"Nee, Flens." -

"Ich empfehle ja immer Flens." -

"Ich nehme auch immer gerne Flens." -

"Klasse, willste vielleicht ein Flens." -

"Ja, ich nehm heute mal ein Flens."

(Hätte wohl noch ewig so weitergehen können. Sowas macht Spaß.)

Montag, 8. Juni 2009

Tür

Sie: "Kann man die Tür auch zumachen?"

Er: "Denke schon, ist ja bei den meisten so. Ich schau mal in die Bedienungsanleitung."

(Sonntag; 12:40 Uhr in Friedrichshain)

Edit: Nach ersten Erzählungen dieses Dialogs hatte jeder noch ne andere Antwort parat...

"Weiß nicht, wir haben jetzt WLAN, kannst ja mal googlen." / "Schau doch mal in den FAQs nach." / "Ich ja, bei dir weiß ich das nicht!" / "Nee, die ist festgeschraubt." / "Wie bitte...?!"

Freitag, 5. Juni 2009

Alibi (Volkszählung)

In den Biergärten, die vor Lokalen in Berlin herumstehen, gibt es eine typische Art der Bestuhlung: leicht zurückgeneigte Sitzfläche und Lehne. Bei der weitverbreiteten Art der Hosen, die häufig (zu häufig?) einen Einblick in den Unterwäschegeschmack des Sitzlings gewähren, sei dies Anlass für ne kleine Umfrage unter den geschätzten Lesers dieses Blogs...

Sind Tangas mit rosa Bändern und schwarzem Rest schlimmer anzusehen als geschmacklos bunte Boxershorts, sind Frauen geschmackloser oder Männer.

Und jetzt: LOS - ANTWORTEN!

Donnerstag, 4. Juni 2009

In vino veritas

Gestern wieder einer dieser hinreißenden Dialoge, deretwegen man manchmal doch gerne kellnert:

"Ich zahl dann mal." - "Alles?" - "Alles!" - "Uiuiui, das [wirkungsvolle Standardpause] sind dann 41,20 €. - "41,20? Hm, dann sind zehn Prozent ja, also, äh, hier sind 45, das stimmt ja dann." - "Na denn, schönen Tag noch! Achso: Brauchste die Rechnung noch?" - "Ja klar, ich hol mir die Hälfte zurück. Da kannste sicher sein."

Mittwoch, 3. Juni 2009

Unnötige Information

Manche Leute haben das Bedürfnis, einem sofort mitzuteilen, dass sie auch mal in einer Bar gearbeitet haben oder dies aktuell immer noch tun. Erstaunlicherweise sind dies nicht die angenehmsten Gäste.

Beispiel 1) vor einiger Zeit kommt sie mit dem Cappuccino und erklärt und wie der zu sein habe, ihr kennt die Geschichte...

Beispiel 2) kurz vor Küpchenschluss ist die Küche offen, auch wenn manche Köche dies anders sehen, dieser hier übrigens nicht. Erfreutes Gesicht. Zwei Gänge, kleine Alster, der Laden augenfällig leer, lief ja Fußball, nur nicht bei uns. Und schon erzählte mir wieder irgendwer mit albernen Verzierungen im Gesicht (Glitzer? Echt?!), dass sie früher [wo wohl?] gearbeitet habe. Dafür bestellte sie aber auch fachkundig zwei Kaffee nach dem Essen, was ich ihr noch freundlich verneinte, die Maschine sei seit geraumer Zeit geputzt, was aber noch viel schlimmer wäre, sie sei kalt.
Zehn Minuten später bestellte ihr Begleiter dann einen Kaffee, genau, nur einen, nicht zwei. Wochentags kriegst du um zwölf in den wenigsten Kneipen Kaffee. Kann man sich merken. Dann kam noch ne Freundin hinzu, machte sich ihr mitgebrachtes (Oh neeeiiii!) Tannenzäpfle auf, und als sie schließlich noch eins wollte, fragte ich sie, ob sie denn noch ein Tannenzäpfle haben wolle. Habt ihr echt? Hallo!!! Man trinkt nichts Mitgebrachtes. [Note to self: Beim nächsten Mal gleich rausschmeißen oder zumindest das Bier runter...]
Der Abschluss dieses die Gastfreundschaft fördernden Höhepunktes war dann die Rechnung, die das Glitzerexkellnermädchen von eben für alle an der Bar übernahm, wo die anderen sie nicht sehen konnten. 22,90 €, bittte. - 24 €. Danke, jetzt mach ich zu.

Dienstag, 2. Juni 2009

Keine Sperrstunde

Eine Freundin aus Irland war gestern zu Besuch. Gegen eins bemerkte sie, dass die Stühle hochgestellt würden und eigentlich außer uns auch keiner mehr da war. "Und ich dachte, hier hätten die Kneipen länger auf."
Wenn jemand zum Trinken da ist ja, ansonsten gibt es Ärger mit dem Chefchen. Und immerhin haben wir die Sperrstunde um eine Stunde geschlagen.