Dienstag, 31. März 2009

Schwaben


Leute aus dem Südwesten der Republik sind sicherlich sehr nett und ich habe bislang kaum andere Erfahrungen gemacht. Sind diese Personen, eigentlich unbekannt und aus der Masse der Leute, die man nie großartig kennen lernen wird, nur durch ihren behäbig wahrgenommenen Dialekt herausragend, wahrscheinlich großartige Menschen... wenn sie mit dem Häusle bauen nicht schon beim Trinkgeld geben anfangen würden. Kaum ein anderer der sieben Stämme dieses schönen Landes ist in der Lage völlig frei von Ironie folgenden Gesprächsbeitrag zu liefern:
"Das macht dann 19, 10 €." - "Hm, also, dann [Rascheln mit einem Zwanziger.] 19,50 bitte."

Samstag, 28. März 2009

Kühlschrank leer

Die ganze Nacht am Rechner gearbeitet und nun stell ich fest, dass auch noch der Kühlschrank - wie lange das wohl noch dauert, eh der mal wieder gefüllt wird? Da fallen mir doch gleich wieder Menschen in der Kneipe ein; ihnen würde ich den ersten Satz des folgenden gerne auf die Stirn tätowieren.
Wer keine Zeit hat, kann in einer Kneipe nicht essen. Lange Wartezeiten ergeben sich aus gleichzeitig eingehenden Bestellungen.
Glaube: die Küche arbeitet immer so schnell wie möglich. Und nach Reihenfolge.

Freitag, 27. März 2009

Ituri

Drei Stunden Regen, nichts los. Wieder nach Hause. Davor ging mir der Text eines Kante-Songs durch den Kopf:

"in der kleine Kneipe
stehst du hinter'm Tresen
ich seh mich um
ich bin hier lange nicht gewesen
hier ist noch alles beim Alten
da ist die Treppe nach oben
da soll irgendwer wohnen
und sein Leben lang warten
ich geh zu dir
du fragst wie's mir geht
ich erzähl von Sachen
die ich versuche zu machen
du stellst keine Fragen
und siehst mir in die Augen
als würden sie sagen
das ist nicht das was ich wollte (...)"


Der Kollege, der mich ablöste, darf sich bei den letzten beiden Zeilen angesprochen fühlen. Ich fand drei Stunden lesen und zwischendurch zwei Bier und einen Kaffee verkaufen auch mal gut. Ist jetzt anders.

Donnerstag, 26. März 2009

Swooosh

Wenn die Bar, in der man arbeitet, an der Seite eines Platzes liegt, und auf diesem Platz ist gelegentlich was los, dann kommen zu genau diesen Zeiten ne Menge Leute herein. Die wollen dann auf Klo. Zu Zeiten, die nicht von der Piazza gepusht werden, ist es die normale Anzahl, die unterwegs ein Klo sucht und nicht gerade in "Harry's Hamburger-Himmel" oder "Nico`s Nazibutze" einkehren. Da gibt's drei Gruppen von: Die, die freundlich fragen und mehr oder weniger wortreich und lächelnd den Weg gewiesen bekommen. Gemäß dem Grundsatz das eine Kneipe immer ein Klo und ein Glas Wasser bereitstellen sollte, unterscheiden sie sich zwar nicht von den anderen, sind mir aber die liebsten. Dann gibt es die, die sich den eben erwähnten Grundsatz soi oft selber erzählt haben, dass ihr Beitrag zum Gespräch nicht ob sie denn das Klo..., sondern wo sie denn das Klo finden würden. Da kann man wenigstens noch austeilen, was auch immer schön ist. Und dann gibt es die, die eben die Kneipe betreten haben und nun weg sind, da machts Swooosh wie auf einer Nike-Werbewand und du fragst dich wo dein neuer Gast ist. Die Frage klärt sich dann je nach Geschäft kurz daruaf oder wenig später. Eine Sonderform sind dabei die Reinrenner, die gleich auch noch den Kellner missachten: Sie schauen dich nicht an, sie reden nicht mit dir, du existierst nicht. Niemand soll ihren Termin mit der Entsorgungswirtschaft aufhalten. Dabei wäre ein wenig Freundlichkeit immer angebracht, gerade wenn man nur die Toilette benutzen will.

Mittwoch, 25. März 2009

(Don't) Touch me

Ja: Es ist ein Verbrechen, einen Kellner, der schnell läuft - und mindestens mit einer Hand mehr Gläser balanciert, als du an einem Abend konsumieren könntest – am Arm zu packen und mit Bestellung zu drohen, dann aber noch einen endlosen Blick, begleitet von hektischem Blättern in die Karte zu werfen.
Es ist möglich sich drei Sachen zu merken.

Dienstag, 24. März 2009

Schweigen

Noch schlimmer, als Leuten beim Feiern zuzusehen, ist es, diesen Mango Lassi-alkoholfreier Mojito-ein Bier-zwei alkoholfreie Flens-Trinkern beim Schweigen im Raum Gesellschaft leisten zu müssen. Macht einen aggressiv. Pärchen im Trennungsstrudel? - Kein Problem! 'Freunde', die sich nichts zu sagen haben, sollten nicht telefonieren, sich nicht treffen und vor allem nicht: in eine Kneipe gehen. Sie sollten sich vergessen. Wie doppeldeutig.

Donnerstag, 19. März 2009

Kommt sofort!

Du darfst am Tresen bestellen, wenn deine Bestellung mit dem Öffnen einer Bierflasche erfüllt werden kann. Ein Glas dazu zu bestellen ist schon grenzwertig.
Und merke: Du musst in Deutschland selten gleich bezahlen.

Mittwoch, 18. März 2009

Berufs-Beratung

Wochentag, es ist spät, aber nicht zu spät, um noch gemeinsam einen trinken zu gehen. Du betrittst die Bar, leer, ein putzender Kellner, und als du dich umdrehst und auf die Straße schaust, merkst du, dass auch dort schon eigentlich, tja: nichts los war. "Kriegen wir noch eins?" - "Immer!" oder "Na gut..." - einerlei. Du kriegst dein Bier und das ist wichtig, denn nichts ist entwürdigender, als auf der Suche nach Fassbier diverse Kneipen abzuklappern und irgendwann in einer was zu trinken, in der du eigentlich nie was trinken wolltest. (Aber du wolltest ja auch keinen Citroen fahren.)
Die Sache hat natürlich einen Haken, denn umsonst ist nur der Tod, und der Kellner, der dir noch ein Bier gibt, nimmt damit immer (!) in Kauf, länger als unbedingt nötig zu bleiben. Wenn der Kellner etwa fragt "Ist einer von euch Jurist!" und du dich wahrheitsgemäß mit einem "Ja." outest, kann es dir passieren, dass auf die Einleitung "Ich hätte da mal ne Frage - was ist dein Schwerpunkt?" eine längere Auseinandersetzung eines juristischen Problems folgt, die nicht kurz sein kann, denn dann hätte sich keiner die Mühe gemacht, ein Gericht anzurufen. Aber das ist Teil des ehernen Tresengesetzes: so lange normaler Betrieb ist, kann der Kellner nicht weg und ist auf Gedeih und Verderb, gegebenenfalls auch mit blutenden Ohren verpflichtet, sich die Ausführungen seiner Gäste anzuhören. Wenn Schluss ist, ändert sich die Gesprächsrichtung um 180° - jetzt spielt die Tresenschlampe Frag einen Freund!
Es gibt immer ein Problem für den gerade vorhandenen Freund. Und du solltest ihm helfen, ist für dich ein geistiges Abfallprodukt und dem armen Schwein, das sich von seinen paar Kröten eh keinen vernünftigen Anwalt leisten kann, ist vielleicht geholfen. Gilt übrigens nicht nur für hervorragend beleumundete 'Elite'-Berufe: Klempner und Gin-Tonic, ach quatsch, Bier: Problem mit dem vergrießnaddelten Zulaufhahn der Waschmaschine. Hilf ihm! Sachbearbeiter bei der x-ten Stelle, mit der du Probleme hast und die siebte Weißweinschorle, hergestellt durch Zufügung zweier Eiswürfel in ein Glas Weißwein: meist genau der interne Hinweis, wie das Problem zu lösen sei. Diesen Hinweis gibt es natürlich niemals während der Sprechzeiten, lest Kafka und Asterixcomics - da stehts. Und eigentlich bist du doch auch ganz froh, dass dich endlich mal jemand nach deiner Meinung fragt. Und wenn es nur eine simple Entscheidung sein sollte: Noch ein Bier?

Dienstag, 17. März 2009

Plopp - oder eben nicht

Wenn man ein schales Bier bekommt und austrinkt, kann man es nicht kritisieren.
Man kann sich aber merken: Beim nächsten Mal Flaschenbier bestellen. Und dem Kellner nicht erklären, wie er Bier zapfen muss.

Montag, 16. März 2009

Sicher?

Wenn du gefragt wirst, ob du noch einen Wunsch hast, sage nur „Nein, danke.“, wenn du dir ganz sicher bist, in der nächsten Viertelstunde nicht unter subjektiv unerträglich erscheinendem Durst leiden zu müssen.
Du wirst merken: Die wenigsten Tresenbediensteten fragen zweimal in fünfzehn Minuten.

Freitag, 13. März 2009

Anakinabar

Erforsche deine Gefühle: Du weißt vorher, wie viel du gezecht hast; falls nicht: Zehn Prozent sind schnell überschlagen, ich selber nutze auch gerne den Bierdeckel für kleine Gedächtnisstützen, falls es wild durcheinander geht.
Erspare es dem Kellner, in seinem Beisein laut über die Höhe des Trinkgeldes nachzudenken oder gar Anwesende zu fragen, wie viel man da jetzt wohl bei 12,60 € gibt.
Der erste Gedanke ist meist der richtige. Gefühle eben.


(einmal mehr von Wikiepdia)

Und niemals niemals niemals Trinkgeld in Kupfermünzen geben. Das ist die reine Ironie. Einzige Ausnahme: Kupfer unter dem gesamten Kleingeldbestand, den man dabei hatte und der gerade den Besitzer wechselt.

Donnerstag, 12. März 2009

Keine Suppe! (Na, vielleicht doch...)

Zu den jobbedingten Spezifika eines Aushilfskellners gehört die Einsamkeit. Schnüff. Das fällt meist nicht weiter auf, da viele Gäste ebenso einsam sind: die alleine haben eh keinen zum Unterhalten, viele Pärchen sind gemeinsam einsam und so weiter und der Kellner hat ja seine Gläser - zum Trinken oder liebevoll Polieren [knacks] - einerlei. Auffällig wird es, wenn man sich alleine einer Meute von Geburtstagsfeierpiepeln gegenüber sieht, die ihre soziale Nichtkontingenz einmal im Jahr vergessen und schließlich aus lauter Langeweile den Kellner triezen. Etwa, indem sie sie um ein Uhr nachts (Küchenschluss und Koch weg - hier: um elf) nicht nur ein Chili con carne oder eine Suppe bestellen. Das wäre nicht so schlimm und ist meistens mit einem freundlichen Bitte problemlos zu bewerkstelligen.

(Chili hier von Wikipedia)

Dieses Chili allerdings (ungleich dem oben abgebildeten) wurde mir jeder möglichen Selbstverständlichkeit geordert und schließlich mit dem Satz garniert: "Wenns gut ist, können wir ja noch ein zweites bestellen." - Keine Frage, das Ausrufezeichen hinzuzudenken. Säcke. Bis auf einen, der vom Duft des gar nicht mal so schlechten Bohneneintopfes gelockt, freundlich fragte, ob er denn auch eins haben könne.
Man sollte Gäste in einer Runde nie über einen Kamm scheren. Aber einzelne [schimpwortabgeleitetes Adjektiv für 'unerträglich' einsetzen] Exemplare kann man verabscheuen. Diesem Verdikt entgeht man am besten durch ein Mindestmaß an Freundlichkeit. Denn merke: Hunger und Enthaltsamkeit vermeidet man am besten durch ein gezielt eingesetztes 'Bitte.'

Mittwoch, 11. März 2009

Kein Durst? Hm. Durst!

Sollte man verheerenderweise „Nein, danke.“ verlauten lassen haben und doch Durst entwickeln, besteht der eigentlich einzige Ausweg darin, auf einen Augenblick der Tresenadministration zu warten und zügig ein Bier-, Wein- oder Cocktailglas in die Höhe zu halten. Deine letzte Bestellung kann man sich meistens merken, wenn nicht ist das Glas ein Hinweis. Und wenn das alles nicht hilft, kommt der Kellner schon, um sicher zu gehen.
Merke: Etwas anderes als bisher kannst du auch in folgenden Runden bestellen.

Dienstag, 10. März 2009

Die Einen/die Andere

Komische Tage gibts; an einem davon gabs die durchschnittlich hübsche Dame Mitte 20, die nicht nur Sekt, Kamillentee "äh nee, doch einen Cappuccino" und "Habt ihr noch Frühstück? Nein, na dann nehm ich ein Sandwich, das ist doch warm, oder?" bestellte, um zehn Minuten den Cappuccino zu reklamieren: "Das ist kein Cappuccino. Da gehört ein Espresso rein, etwas Milch..." - "Ja (ja)" - "Ich arbeite nämlich selber in der Gastro" - "Ja (ja), ich mach dir mal einen neuen."

(Wie die bei Wikipedia wohl an die Fotografie meines Cappuccinos gekommen sind?)

Der nächste war perfekt. Wie wohl auch die Musik. Lobte ein Tisch (bzw. die Menschen daran) den Service, die Qualität sowie die Musik und stellte fest, dass man zu lange nicht mehr dagewesen war, bemerkte der nächste Tisch (ja: die Leute) die Güte der Musik: "Velvet Underground kennt ja jeder, aber eben Giant Sand und jetzt die Eels - damit biste'n Guter!" Schließlich der dritte Tisch, eigentlich nur für Kaffee, Kuchen und ein Bier gekommen: "Wir müssen noch mal Bier nehmen. Die Musik ist zu gut." Sie gingen sechs Stunden nach ihrem Eintreten und deutlich mehr als dem geplanten Bier: "Wir kommen wieder. Ist alles so schön hier."

Ok, auf die Musik wurde Wert gelegt und - ja - es ist schön, dass dies bemerkt wurde. Nur eine war nicht einverstanden. Nach dem dritten Sekt stand die durchschnittlich hübsche Dame von eben am Fenster, die schon vorher keinen zweiten Bissen ihres Sandwiches herunterbekommen hatte ("Es liegt nicht an dir!" - "[Na da bin ich ja beruhigt.]") und monierte ein ruhiges Stück von Talk Talk. "Du, ich hab da mal ne dumme Frage. Kannst auch ne dumme Antwort geben! Kannste was Fröhlicheres anmachen?"

Merke: Willst du nicht unangenehm auffallen, unterlass den Versuch, dir den Kellner und die Kneipe nach deinen Wünschen zurecht zu designen.

Montag, 9. März 2009

Reklamation kurz vor ultimo

Es ist möglich Getränke zurück gehen lassen, das ist kein Beinbruch, genau wie ungenießbares Essen. Dann empfiehlt es sich aber, nicht allzu viel zu verkonsumieren. Sonst könnten Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Kritik aufkommen.
Merken: Die wenigsten Barleute versauen Drinks mit Absicht – das macht ihnen mehr Arbeit und sieht Scheiße aus. (Aber bitte freundlich bleiben.)

Donnerstag, 5. März 2009

Arsch oder nicht Arsch - das ist hier die Frage

An sich ist es schon nervig genug, wenn der Kellner permanent an einem vorbeirennt, zugegeben. Tut er dies in einem leeren Lokal, ist er oder sie ein Arsch. Ist das Lokal voll, gibt es möglicherweise Gründe für dieses Verhalten.
Verstehe und merke: Arbeitest du in einer Kneipe, hast du mehr Stress, als wenn du in einer Kneipe trinkst.

Mittwoch, 4. März 2009

Zwei Sätze zu Stammgästen:

1. Auch Stammgäste haben kein Gewohnheitsrecht außer dem, das der jeweilige Tresenadministrator gerade formuliert.
2. Sie haben dafür die Pflicht, nicht mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, als ihnen gerade zuteil wird.

Anmerkung: Idealerweise sollten Sie, sofern sie Stammgast in einer Bar sind, immer erfreut nicken, wenn Sie vom Kellner mit den Worten "Wie immer?" begrüßt werden. Was Neues geht auch in der zweiten Runde.

Dienstag, 3. März 2009

Ein kleiner Ausflug in den Alltag

Das Schnippsen des leicht skinheadmäßig anmutenden Terrassengastes konnte durch eine kleine Geste - den ausgestreckten Zeigefinger - bekämpft werden. Der Hinweis, die sei unnötig, kam an. Nach diesem angespannten Vortrag entspannte sich die Lage.