Mittwoch, 18. März 2009

Berufs-Beratung

Wochentag, es ist spät, aber nicht zu spät, um noch gemeinsam einen trinken zu gehen. Du betrittst die Bar, leer, ein putzender Kellner, und als du dich umdrehst und auf die Straße schaust, merkst du, dass auch dort schon eigentlich, tja: nichts los war. "Kriegen wir noch eins?" - "Immer!" oder "Na gut..." - einerlei. Du kriegst dein Bier und das ist wichtig, denn nichts ist entwürdigender, als auf der Suche nach Fassbier diverse Kneipen abzuklappern und irgendwann in einer was zu trinken, in der du eigentlich nie was trinken wolltest. (Aber du wolltest ja auch keinen Citroen fahren.)
Die Sache hat natürlich einen Haken, denn umsonst ist nur der Tod, und der Kellner, der dir noch ein Bier gibt, nimmt damit immer (!) in Kauf, länger als unbedingt nötig zu bleiben. Wenn der Kellner etwa fragt "Ist einer von euch Jurist!" und du dich wahrheitsgemäß mit einem "Ja." outest, kann es dir passieren, dass auf die Einleitung "Ich hätte da mal ne Frage - was ist dein Schwerpunkt?" eine längere Auseinandersetzung eines juristischen Problems folgt, die nicht kurz sein kann, denn dann hätte sich keiner die Mühe gemacht, ein Gericht anzurufen. Aber das ist Teil des ehernen Tresengesetzes: so lange normaler Betrieb ist, kann der Kellner nicht weg und ist auf Gedeih und Verderb, gegebenenfalls auch mit blutenden Ohren verpflichtet, sich die Ausführungen seiner Gäste anzuhören. Wenn Schluss ist, ändert sich die Gesprächsrichtung um 180° - jetzt spielt die Tresenschlampe Frag einen Freund!
Es gibt immer ein Problem für den gerade vorhandenen Freund. Und du solltest ihm helfen, ist für dich ein geistiges Abfallprodukt und dem armen Schwein, das sich von seinen paar Kröten eh keinen vernünftigen Anwalt leisten kann, ist vielleicht geholfen. Gilt übrigens nicht nur für hervorragend beleumundete 'Elite'-Berufe: Klempner und Gin-Tonic, ach quatsch, Bier: Problem mit dem vergrießnaddelten Zulaufhahn der Waschmaschine. Hilf ihm! Sachbearbeiter bei der x-ten Stelle, mit der du Probleme hast und die siebte Weißweinschorle, hergestellt durch Zufügung zweier Eiswürfel in ein Glas Weißwein: meist genau der interne Hinweis, wie das Problem zu lösen sei. Diesen Hinweis gibt es natürlich niemals während der Sprechzeiten, lest Kafka und Asterixcomics - da stehts. Und eigentlich bist du doch auch ganz froh, dass dich endlich mal jemand nach deiner Meinung fragt. Und wenn es nur eine simple Entscheidung sein sollte: Noch ein Bier?

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