Sonntag, 11. Juli 2010

Festival

+++Langes Wochenende auf einem Festivalbierwagen: tagsüber 35°C, drei Seiten offen, Durchzug garantiert – wir werden überleben.+++Schaum aus dem Hahn: ah, die Kühlung ist kaputt. Die von der Cola auch. Wenigstens läuft die zweite Hahngarnitur. Bis es auch schäumt. Muss wohl an der Hitze liegen.+++Dann geht das Licht aus. Die Elektroverteilung ist überfordert, alle Kühler sind wohl doch zuviel.+++Hinweis bei der Einweisung: „Ihr repräsentiert die Stadt, das Festival und den Hauptsponsor. Seid freundlich.“ Letztes Jahr waren wir so freundlich, dass mehrere von uns von angesoffenen Dorfprolls mehr oder weniger aufs Maul gekriegt haben. Die ersten Wetten diesbezüglich werden platziert.+++Tausend-Liter-Tanks statt 50-Liter-Fässern: gekühlt sind wir im Paradies.+++Rekord dieses Jahr: 22 handgestoppte Minuten ohne den Bierhahn zu schließen.+++Warmer Schnaps ist zur Stressbewältigung besser als kein Schnaps: Seit alle Kühler laufen und neue Stromverteilungen liegen, ist eigentlich alles gut. Außer, dass wir ohne Kühlzelle arbeiten.+++Mathematische Erkenntnis: das Radler-Diesel-Theorem. Würden alle Bier trinken, müsste keiner warten, da aber fast alle schäumende Cola, schäumende Sprite (ah: da ist sie wieder, die Kühlung), zwei Diesel und ein Radler (o. ä.) bestellen, kommt es zu Wartezeiten. Ansonsten gilt: 1. Wir verkaufen Bier. 2. Das Bier ist kalt. 3. Und wir sind schnell.+++Wenn permanent Mischgetränke bestellt werden, liegt es nicht an uns.+++Ein Traum in diesem Zusammenhang: Nur Bier verkaufen.+++Bierwagendusche: ein Becher Wasser übern Kopf und noch einer in den Nacken und schon geht’s wieder eine Stunde weiter.+++Der benachbarte Guinness-Stand veranstaltet sein eigenes kleines Public Viewing, ich mache Pause: „Wir sehen hier drüben nichts, wir hören auch wenig, jubelt ihr bitte, wenn ein Tor fällt? Aber nur, wenn es für Deutschland fällt.“ In diesem Moment brüllt alles. Müller, 3. Minute.+++Coole Kollegen funktionieren, auch für Späße, laufe gegen eine Kollegin, maule sie an, sie bläkt zurück. Hieraus entwickelt sich binnen kürzester Zeit ein Brüllduell, das einem Beziehungskrieg alle Ehre gemacht hätte. Während von der Bühne die PA brüllt, lachen sogar die Nachbarwagen. Wir WAREN laut. Und alle lachen.+++Sonntagmittag gehen die alkoholfreien Getränke aus: Coca Cola hat nicht geliefert, die Revolution bleibt trotzdem aus. Dafür trinkt die gesamte Standbesatzung ein Bier und skandiert „Wir haben Bier.“ Die nächsten zwei Stunden bestehen aus Trostspendung und Witzen über Radler.+++Dann ist der Schnaps alle: Das Festival nähert sich dem Ende.+++Abrechnung, nischt stimmt, massig miese, keine Erklärung: irre zum Abschlusskonzert (Leningrad Cowboys), fühle mich ohne Zapfhahn aber plötzlich merkwürdig nutzlos. In meiner Not helf ich noch ne Stunde aus. Und finde meine vor drei Tagen verlegte Sonnenbrille wieder. Heil.+++Und jetzt noch ein paar Regeln, damit es vor’m Bierwagen schneller geht:
1. Wenn jemand fragt: „Nur Bier?“, dann bestelle nur Bier, ansonsten wirst du weiter ignoriert. Niemand will Leerlauf und während man wartet, kann man auch noch ein paar Menschen glücklich machen. Aber nur mit Bier.
2. Selbiges gilt für die Frage: „Jemand nur zurück?“ – Wir wissen, was wir tun. Aber wir erklären es keinem. Das dauerte zu lange.
3. Wer diskutieren will, wartet weiter.
4. Ich kann lauter als du.
5. Nur weil einige Leute genau wie du auf Bier warten, heißt das nicht, dass du unfreundlich zu mir sein darfst. Ich habe dir nicht getan, sondern „1. Wir verkaufen Bier. 2. Das Bier ist kalt. 3. Und wir sind schnell.“ Und ICH sage meist „Bitte.“ Und „Danke.“ Sogar im dicksten Stress.

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